Szene

Absolutes Rauchverbot drängt Locations ins wirtschaftliche Abseits

Österreichs Nachtgastronomie qualmt – aber nur vor Wut. Am 1. November war das wohl schärfste Rauchverbot Europas eingeführt worden, das den Gastronomen keinerlei Ausnahmen gestattet. Selbst in Shisha-Bars darf nicht mehr geraucht werden, die Branche steht dort am Abgrund oder gar einen Schritt weiter. Auch die ersten Clubs streichen die Segel. In Oberösterreich zog nach 47 Jahren eine Discothek die Notbremse, die in der Gay-Szene bekannte „Wiener Freiheit“ in der Hauptstadt gab ebenfalls auf, und das „Go-In“ in Scharten westlich von Linz kündigte an, im Januar zuzusperren. Problem ist dabei nicht einmal, dass die Gäste unbedingt im Lokal rauchen wollen, sondern der Lärm und Dreck, der im Außenbereich entsteht. Darauf hatte im Vorfeld bereits eine Initiative aus Hunderten Gastronomen hingewiesen, die aus Gründen des Anrainerschutzes immer noch auf Ausnahmeregelungen hoffen. Deren Sprecher Stefan Ratzenberger hatte es mehrfach sogar in Talksendungen im Fernsehen geschafft, genutzt hat es bislang nichts. Insider berichten von Umsatzeinbußen von 25 Prozent seit dem Rauchverbot – in Shisha-Bars 95 Prozent – und rechnen mit weiteren Clubschließungen und einer Kündigungswelle im Winter. Ende November wurde zu einer großen Protestkundgebung am Weiner Ballhausplatz gerufen, rund 700 Gastronomen und Freunde kamen. Holger Pfister vom „Praterdome“ schrieb in einer stark frequentierten Whatsapp-Gruppe: „Wir geben uns nicht geschlagen und machen weiter Alarm für die Nachtgastronomie. Das war es noch lange nicht.“ Empört ist man vor allem darüber, dass abseits der Nachtgastronomie in Casinos und Hotels angeblich wohl doch Ausnahmen möglich sind.