25 Jahre „Adiamo Dance Club“ Bad Oeynhausen

>>Es läuft. Auch nach 25 Jahren zeigt sich das „Adiamo“ in der Kurstadt zwischen Hannover und Osnabrück gut gefüllt. Der Club mit seinen ganz verschiedenen Zonen zieht gleich mehrere Generationen an. Christian Grote und Sohn David standen disco-magazin nur wenige Minuten vor Beginn der Jubiläumsnacht Rede und Antwort.<<

Ganz ruhig und relaxt setzen sich Christian und David Grote zum Interview. Fünf Meter weiter hinter der gläsernen Eingangstür ist alles vorbereitet. Der Ansturm kann kommen.

Zwei Tage lang feiert das „Adiamo“ seinen besonderen Geburtstag. ESC-Teilnehmer Isaak („Always on the run“) steht zum Greifen nahe auf der Bühne, ein mitreißender Varieté-Act aus dem GOP verzaubert danach die Gäste. 25 Jahre „Adiamo“, das sind auch drei Generationen der erfolgreichen Familie Grote, die schon vor langer Zeit im Bochumer „Prater“ und im „Adiamo“ in Oberhausen von sich reden machte.

Erfolgsduo: Christian Grote (r.) und Sohn David (l.) vor Beginn der Jubiläumsnacht in der Main des sehenswerten „Adiamo“
Harry Grote, heute 81 Jahre alt, war der erste Visionär, der fließende Übergang auf Sohn Christian (54 Jahre alt) fand noch vor dem Start des Bad Oeynhausener Objekts statt. Inzwischen ist bereits David Grote (31) in die Geschäftsführung aufgerückt. Drei Generationen, eine Linie. Das Konzept ist eher konservativ, früher wie heute. „Was wir hier fahren, können wir noch 25 Jahre weitermachen“, sagt Christian Grote, „wir haben alle Krisen überlebt. Tanzen ist die älteste Kultur.“

Wer zum ersten Mal die Discothek besucht, kommt schon bei der Anfahrt nicht aus dem Staunen heraus. Das „Adiamo“ ist Teil des uralt wirkenden Kaiserpalais am Kurpark – tatsächlich von 1908 – das nach einer Ära als Casino lange leerstand. Harry und Christian schufen ein Gesamtkonzept aus Restaurants, dem wohl schönsten GOP-Varieté der Kette und eben dem zweistöckigen Club. Direkt daneben befinden sich noch das Hotel Vienna House und die große Bali Therme mit Sauna-Landschaft – kurzum ein Freizeit- und Unterhaltungsareal für die ganze Familie, dessen Bestandteile sich gegenseitig befruchten. Wer die zwei Varieté-Vorstellungen am Abend besucht, hat freien Eintritt in die Disco. Das nutzen gerade auch ältere Semester, die oftmals über die Klasse der Gastronomie und die Einrichtung staunen und länger bleiben.

Einer für alle: David Grote verteilte später die einzelnen Stücke Geburtstagstorte an die Gäste.

Bis 22 Uhr ist der Eintritt sowieso frei. 500 Gäste finden sich dann meist schon ein. „Bei uns fängt der DJ auch schon um 20 Uhr an, sodass man tanzen kann“, betont Christian Grote. Je später es wird, desto jünger wird dann das Publikum und auch die Musik, die der Routinier neben dem Service für entscheidend hält. „Die DJs müssen die Hits spielen, das, was im Radio läuft“, weiß Grote. Auf den Kanzeln stehen ganz bewusst nur selten Gast-DJs. „Wir arbeiten mit Residents“, erklärt Christian Grote, „wir haben ganz selten Bookings. Das ist unsere Grundphilosophie.“

In den Club führen zwei Eingänge, entweder von außen oder vom mit rotem Teppich ausgelegten Flur neben dem Varieté. Treffpunkt der Generationen ist der „Meeting-Point“ mit zentraler Theke und kleiner Bühne, dahinter erstreckt sich die Main-Area „Adiamo“, von der aus es in die Black- und R’n’B-Zone „Avalon“ geht. Im Untergeschoss ergänzt der „Classic Club“ das Angebot.

Starke Stimme: ESC-Teilnehmer Isaak trat gemeinsam mit der hauseigenen Adiamo House Band auf.

Der Edelclub in eher kleinstädtischem Umfeld zieht Nachtschwärmer aus der gesamten Region und sogar darüber hinaus an. Roter Faden ist für die Macher ein Mix aus Tradition, Kontinuität und Zeitgeist. Die Mitarbeiter spielen das zurück. „Beim Team ist der Zusammenhalt so wichtig“, wirft David Grote ein. Viele alte Kellner und DJs waren daher auch zum Jubiläum erschienen. Haustechniker Sebastian Bader hält dem Club bereits seit 16 Jahren die Treue. DJ Hoxtone legt seit 2007 auf, und Steve Bo begleitete die Grotes schon zu „Prater“-Zeiten.

„Das Schönste ist, dass jeder Abend anders ist,“ blickt David Grote auf sein Leben, das natürlich vom „Adiamo“ geprägt ist, zurück. 2011 hatte er an der Bar als Minijobber begonnen, wurde 2017 zum stellvertretenden Betriebsleiter ernannt und 2011 in die Geschäftsführung geholt. „Das ist nicht nur ein Beruf“, verrät der 31-Jährige, „das ist das ganze Leben.“

Bei seiner Rede auf der Jubiläumsfeier erinnerte Christian daran, dass die „25 Jahre Unternehmertum und Eventtum“ letztlich der Vater visionär ins Leben gerufen hatte. Zwei Phasen macht Christian Grote in den Startjahren aus. Erst einmal hatte die Neugier der Gäste die Oberhand. Nachdem nach dem Rauchverbot 2007 erstmals umgebaut wurde, sei Begeisterung entstanden, die werde weiter angefeuert. „Wir versuchen, Lifestyle zu verkaufen,“ sagt er, „nach dem Wochenende am Montag sollen die Leute bei der Arbeit schwärmen: Das war toll,“ Vier Säulen seien für den Erfolg verantwortlich: Musik, Interieur, hochwertige Gastronomie und das Publikum selbst. Sohn David bringt es auf den Punkt: „Vernünftige Leute, vernünftige Gastronomie und Sauberkeit.“ Das sich die Getränkevorlieben der Gäste in diesem hohen Anspruch widerspiegeln, versteht sich von selbst: Moët & Chandon wird kistenweise verkauft. Gleiches gilt für Jack Daniel’s und 9 Mile Vodka. Bierpartner ist seit einigen Jahren Heineken.

Das Eyecatcher-Trio: Die drei riesigen zylindrischen Lichtobjekte können auf- und abgefahren werden und überragen den Floor des Main-Bereichs.

Und was war die schlimmste Nacht in 25 Jahren? Christian Grote lacht. Vor etwa eineinhalb Jahrzehnten kam er mit der Familie aus dem Urlaub zurück und rief nach der Landung um 23.30 Uhr in Hannover im „Adiamo“ an. Wie es denn so laufe, wollte er wissen. Die Antwort schockierte ihn: „Keiner mehr da“, hieß es. Die Aufklärung folgte steten Fußes: Nach einer Bombendrohung war der Club komplett geleert worden. Ähnliches passierte später noch einmal. Ein Bagger hatte das wichtigste Stromkabel durchtrennt.

Text: Klaus Niester

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