Mitten im Geschehen in der Hauptstadt waren Anfang Oktober rund 150 Clubbetreiber aus Deutschland und Österreich, die sich zur Club Convention on Tour des Verbandes BDT in Berlin einfanden. Messebesuch beim BCB, Clubnächte mit Blicken hinter die Kulissen und movierende Vorträge sorgten für ein kurzweiligen Programm. disco-magazin hat die Unternehmer begleitet.
Wer kennt das nicht: Irgendwann fährt jede Schulklasse auf Klassenfahrt in die Hauptstadt. Ein bisschen erinnerte die Club Convention on Tour daran – nur, dass es keine Schüler, sondern gestandene Unternehmer aus Deutschland und Österreich waren, die auf der Suche nach neuen Impulsen waren, alte Freunde wiedertrafen und neue Kontakte schlossen.
Rund 150 Club- und Discothekenbetreiber sowie etliche Förderpartner des BDT aus der Nightlife-Industrie trafen sich nicht ohne Grund Anfang Oktober in Berlin. Denn im Westen der Stadt fand mit dem Bar Convent Berlin (BCB) das Beverage-Highlight des Jahres statt. Dort wurde die Gruppe von Messechefin Petra Lassahn begrüßt: „Wir bringen die Topleute aus Club, Bar und Gastronomie zusammen“, rief sie ins Rund und schickte damit die Szeneprofis in die vielen Hallen, in denen BDT-Geschäftsführerin Aurélie Bergen mehrere Termine bei den Förderpartnern des Verbandes vereinbart hatte. Brown-Forman hatte zum Begrüßungsdrink mit dem neuen Jack Daniel’s Wild Berry eingeladen, Diageo ließ mit Johnnie Walker Black Ruby anstoßen. Dann schwärmten die Nachtgastronomen aus, um den BCB auf eigene Faust zu entdecken. Den Abschluss des Messetages bildete ein Umtrunk bei Veltins, der derzeit wohl wachstumsstärksten Großbrauerei der Republik. Am Abend – ohne Discofeeling geht es natürlich nicht – füllten die 150 Betreiber das legendäre „Matrix“, Sehnsuchtsort – und da kommt wieder das Bild der Klassenfahrt ins Spiel – aller Schüler, mit denen sich die Gruppe mischte, beim Hauptstadtbesuch. Erstaunlich: An einem Dienstagabend war die Discothek randvoll. Potzblitz und alle Achtung. So geht Business.
Aus der Branche für die Branche
Der zweite Tag der äußerst beweglichen Club Convention fand zunächst im „The
Balcony“ am Alexanderplatz statt, wo nicht nur die Mitgliederversammlung, sondern auch ein spannendes Infoprogramm mit Kurzbesuch im „Weekend“ in der 15. Etage faszinierte. Aus der Branche für die Branche hieß es bei Steve Ley („Capitol“, Hagen), der unter dem Motto „Musik macht den Unterschied – aber wer bestimmt die Musik?“ eine grundlegende Problematik ansprach. „Ich fühle mich gefangen in den 2000ern und 2010ern“, sagte Steve Ley im Rückblick auf zahlreiche Besuche in verschiedenen Clubs. Er bemängelte den auffallenden Verzicht im Musikprogramm bezüglich Headlinern, die auf Festivals Tausende Menschen elektrisieren. „Der DJ bestimmt, wie der Laden läuft“, mahnte er und forderte die Mitbewerber auf, am Ball zu bleiben und umzusetzen, was die Zielgruppen hören wollen.
Hoher Besuch stand ebenfalls auf der Agenda. Die Nachfolgerin der unglaublichen Ingrid Hartges als Hauptgeschäftsführerin des DEHOGA, Jana Schimke, stellte sich dem Plenum vor, erzählte von ihrer Zeit als Bundestagsabgeordnete der CDU und den Zielen, die sie setzen möchte. „Ich freue mich darauf, Sie kennenzulernen“, strahlte sie sympathisch in die Runde. Weniger strahlende Gesichter waren beim Kurzvortrag von Jürgen Benad vom DEHOGA zu sehen, sprach er doch von den Verhandlungen der Bundesvereinigung der Musikveranstalter mit der GEMA. 2026 wird es eine „Preisanpassung“ geben. Alle Tarife steigen um 3,66%. Änderungen drohen bei Mengenrabatten und Nachlässen bei Dauerlizenzen. Ende September hatte die GEMA den gesamten Außendienst gekündigt, sodass jetzt Gastronomen alle Aktionen im Onlineportal vornehmen müssen. Immerhin: Egal, was noch kommt, Nachzahlungen muss die Branche nicht befürchten.
Vitamin Me statt B
Als Stargast hätte die GEMA nicht getaugt. Diese Rolle hatte mit Christian Lindemann, dem international erfolgreichen König der Taschendiebe, ein echter Cirque de Soleil-Weltstar und Keynote-Speaker inne. Souverän zog er die staunenden Zuschauer in seinen Bann, sammelte unbemerkt Uhren, Smartphones und sogar gebrauchte Taschentücher ein. Ein „freiwillig“ auf die Bühne geholter Gast war nur scheinbar das Anschauungsobjekt um zu zeigen, wie Taschendiebe vorgehen. Vorsicht vorm Handy in der Gesäßtasche, Vorsicht vor plötzlichen Berührungen, die die Aufmerksamkeit trüben. Zu guter Letzt stand der Teilnehmer ohne Gürtel da – elegant und unbemerkt aus der Hose gezogen. Doch es gab auch echte, tiefgründige Ratschläge. Leidenschaft sei der Kern des Erfolgs, so Lindemann. Eine tolle Idee sei nur kurz ein Alleinstellungsmerkmal, wird sie doch bald kopiert. „Ich selbst bin das Besondere, nicht einholbar“, sagte der erfahrene Showstar und rief der Menge zu: „Wir sind der Unterschied, jeder einzelne.“ Nicht Vitamin B sei wichtig, sondern Vitamin Me. „Eure Berufserfahrung ist eure Expertise“, aber auch „Macht mal etwas Unerwartetes.“ Mut und
Kreativität würden eine weitere starke Rolle spielen. „Turn the B from bad to best“, lautete der Wahlspruch, über den jeder einfach mal nachdenken sollte.
Berlin by Night
Danach ging es per Bus durch Berlins Nachtwelt. Erster Stopp war das Gelände der Kulturbrauerei am Prenzlauer Berg. Im „Soda Club“, der aus sechs Räumen besteht und bis zu 3.000 Gäste beherbergen kann, erzählte Geschäftsführer Frank Isenthal aus dem Eingemachten: Die Location gibt es seit 26 Jahren, zwei Eingänge stehen zur Verfügung, was verschiedene Musikstile erlaubt, freitags und samstags ziehen Clubnächte für zehn Euro die Crowd an, die zu rund 80 Prozent aus Berlinern besteht. Leichtes Gelächter kam auf, als Isenthal erklärte, man habe nicht so lange geöffnet, nur bis sechs, sieben Uhr morgens – Berlin halt!
Direkt gegenüber im „Kesselhaus“ wurde bis in die 60er-Jahre noch Bier gebraut. Dann lag das Areal rund drei Jahrzehnte brach. Nach eingehender Sanierung steht es seit 1990 für kulturelle Konzepte unterschiedlichster Art zur Verfügung. Betreiber Sören Birke setzt auf vielfältige Eventtechnik wie eine große L’Acoustics Anlage, um die unterschiedlichen Veranstaltungsformate bestens bedienen zu können. Dazu gehören auch das kleinere „Maschinenhaus“ und das „Palais“. „Die Leute wollen weggehen“, konstatierte Isenthal zum Schluss. Partys gingen allerdings zugunsten von Live-Events zurück.
Insgesamt finden auf dem Gelände mit seinen 15 Floors inklusive dem „Franz Club“, Berlins ältester Discothek, rund 2.000 Events pro Jahr statt, die bis zu zwei Millionen Gäste zählen.
Ein ganz besonderer Kulturort ist auch das „Maaya“, einst „Haubentaucher“, auf dem RAW-Gelände. Große Außenflächen mit Poolanlagen, die im Sommer rege genutzt werden, reihen sich an Foodareas und Eventräume. Geschäftsführer Aziz Sarr hat das Gelände letztes Jahr übernommen. Neben dem Pool für 600 Personen mit Liegestühlen und Cabanas sowie einer Schließzeit von 22 Uhr bietet sich der Indoorsaal „Maaya Gallery“ für 700 Menschen – ein zweiter Floor kommt hinzu. Musikalisch stehen afro- und afrodiasporische Musik (von Afrikanern außerhalb Afrikas) im Vordergrund.
Gutes Timing zeigte auch der kurzweilige Besuch bei NICO Europe im Süden Berlins. Zur Begrüßung der BDT-Crowd wurde ein fulminanten Feuerwerk aus Pyrotechnik in Kombi mit Lasershows gezündet. Die Möglichkeit, vor Ort einzukaufen, nahmen nach reichlichem Catering viele für ihre Silvester-
party wahr.
Zum Abschluss der Club Convention on Tour wurden die Teilnehemr vor eine folgenreiche Entscheidung gestellt. Die Nacht konnte enden im rund 600 qm großen „Maxxim“, einem schicken Club nahe Kudamm, oder im legendären „Kit Kat Club“, für den sich willige Teilnehmer mit Latex und Leder, Kettenhemden, Strapsen und grundsätzlich aber eher wenig Stoff bekleiden durften. Fotos sind nicht vorhanden oder werden unter Verschluss gehalten. Weitere Infos unter „www.dehoga-bdt.de“.











Text: Klaus Niester
