DJ-Softwares unter die Lupe genommen: Was Traktor, Rekordbox und Serato jetzt draufhaben
Steter Wandel ist für DJ-Softwares nichts Neues. 2024 gab es allerdings von Native Instruments, AlphaTheta und Serato beachtliche Updates. Philipp Steffens hat die Softwares für disco-magazin gecheckt.

Im vergangenen Jahr hat sich viel bei aktuellen DJ-Softwares getan. Mit Updates für Traktor Pro, Rekordbox und Serato DJ Pro setzen Native Instruments, AlphaTheta und Serato neue Maßstäbe. Von verbesserten Stems und neuen Effekten bis hin zu intelligenterer Musiksuche in Streamingdiensten – jede Software bringt frische Features, die den DJ-Alltag kreativer und effizienter machen. Der Trend zum kreativen Auflegen statt des simplen Mixens zweier Tracks schreitet damit weiter voran – und DJs haben mehr Möglichkeiten als je zuvor.

Text: Philipp Steffens

Serato DJ „Pro 3.2“ – ein effektives Update

Zum 25-jährigen Jubiläum von Serato DJ bekam die Software das Update 3.2 verpasst. Dabei ging es vorwiegend um die Effekte, die komplett überarbeitet wurden – und zwar alle. Neben einer allgemeinen Verbesserung der Klangqualität bietet das Update nun auch detailliertere Anpassungsmöglichkeiten für Effekte. So können DJs zum Beispiel bei Filtern exakt die Frequenz festlegen, in der der Sound moduliert wird, und zusätzlich die Resonanz des Filters anpassen. Diese Einstellungen sind für den Live-Einsatz zu detailliert, und können daher als Presets gespeichert und sogar mit anderen DJs geteilt werden. Ein weiteres neues Feature sind die Creative Channel FX, die mit den Colour FX von AlphaTheta vergleichbar sind. Dazu gehören Effekte wie Filter, Dub Echo, Space und Noise. Dank des Updates lassen sich diese Effekte nun auf Drehregler kompatibler Controller legen, die zuvor nur für Filter vorgesehen waren. Damit gibt Serato alter Hardware kostenlos neue Funktionen. Serato DJ „Pro“ bietet insgesamt 23 Effekte in der Pro-Version, mit der Möglichkeit, 38 weitere hinzuzukaufen. Damit DJs in dieser Vielzahl an Optionen den Überblick behalten, können sie ihre bevorzugten Effekte nun in einer Favoritenliste speichern und schneller darauf zugreifen, beziehungsweise nicht genutzte Effekte erscheinen nicht mehr in der Auswahl beim Auflegen. Zusätzlich zur Effektüberarbeitung wurde im letzten Jahr die Unterstützung für neue Hardware kontinuierlich erweitert. Serato DJ „Pro 3.2“ ist nun beispielsweise kompatibel mit dem Pioneer „DJ S11“, dem AlphaTheta „XDJ-AZ“ sowie dem Vinylsystem Phase DJ.
Die Soundeffekte in der Software sind jetzt grundlegend überarbeitet: Mit Serato DJ Pro können DJs ihre Lieblingseffekte in deutlich besserer Qualtiät einsetzen.

Native Instruments „Traktor Pro 4“:
eigene Stems und neues Bezahlmodell

Native Instruments hat seiner DJ-Software „Traktor“ ein umfassendes Update verpasst. „Traktor Pro 4“ bringt nicht nur von DJs lang ersehnte Neuerungen, sondern kehrt auch zu einem klassischen Bezahlmodell zurück.
Die bedeutendste Innovation betrifft die Stems. Traktor kann nun aus bestehenden Songs einzelne Tonspuren wie Drums, Bass, Vocals und andere Instrumente herausfiltern. Dafür müssen die Tracks vorher analysiert werden, eine sofortige Trennung während des Abspielens ist nicht möglich. Allerdings kann die Software im Hintergrund Stems aus einem anderen Track erstellen, während ein Song läuft.

Vor etwa zehn Jahren stellte Native Instruments das Stem-Format vor. DJs wünschten sich seitdem, Stems selbst aus vorhandenen Songs extrahieren zu können, anstatt auf speziell bereitgestellte Song-Versionen von Künstlern oder Labels angewiesen zu sein. Mit „Traktor Pro 4“ wird dieser Wunsch nun erfüllt. DJs sind nicht mehr auf Drittanbieter-Software wie Nuo-Stems angewiesen, um einzelne Tonspuren aus ihren gekauften Tracks zu isolieren.

Stems bieten den Vorteil, dass einzelne Elemente eines Songs gezielt bearbeitet werden können. So lassen sich etwa Effekte nur auf den Gesang legen oder kreative Übergänge gestalten, bei denen nur die Drums oder Melodien ausgetauscht werden.

Ein weiteres wichtiges Feature ist das flexible Beatgrid. Bisher konnten Tempoveränderungen innerhalb eines Tracks, etwa in Breaks, den Synchronisations-Algorithmus stören und das Beatgrid aus dem Takt bringen. Mit der neuen Funktion können solche Tempoanpassungen nun korrekt erkannt und synchronisiert werden.

Im Handumdrehen eigene Stems erstellen: „Traktor Pro 4“ macht das endlich möglich.

Zusätzliche Neuerungen sind Pattern Play und Ozone Maximizer. Mit Pattern Play erhält Traktor einen kleinen, aber leistungsfähigen Sampler. Er bietet verschiedene Kits mit beispielsweise Hi-Hats, Kicks oder Claps, die klassischen Drumcomputern wie der Roland „TR-808“ und „909“ nachempfunden sind. Zudem haben renommierte DJs wie Dubfire, Rebekah, Luke Slater, Florian Meindl, Len Faki und Chris Liebing eigene Sample-Kits beigesteuert. Traktor-kompatible Controller können auch direkt über die Buttons und Drehregler der Effektsektion den Pattern-Play-Sampler steuern.

Der Ozone Maximizer hilft dabei, den Headroom optimal zu nutzen und ungewollte Verzerrungen zu vermeiden. Native Instruments verspricht dadurch gleichmäßigere Mixe, da die Lautstärke konstant bleibt, ohne dass es zu Übersteuerungen kommt.

Eine weitere bemerkenswerte Änderung betrifft das Bezahlmodell. Funktionen wie Pattern Play und Ozone Maximizer waren bereits in früheren Versionen der Software vorhanden, jedoch nur für Abonnenten zugänglich. Mit „Traktor Pro 4“ kehrt Native Instruments nun zu einem festen Kaufpreis zurück, in dem alle Features enthalten sind – so, wie es früher üblich war.

Ein starkes Stück: Native Instruments gibt mit Pattern Play allen DJs ein kreatives Tool in die Hand, um Mixe lebendiger zu machen.

AlphaTheta „Rekordbox 7“: Wer suchet, der findet

Auch „Rekordbox“ von AlphaTheta erhielt 2024 ein umfassendes Update. Ein modernisiertes Interface, verbesserte Stems-Qualität und die Integration von Streamingdiensten für digitales Crate-Digging bereichern die Software.

Die Einführung der Stems in Rekordbox stieß anfangs auf gemischte Reaktionen, da die Qualität nicht alle überzeugte. Das neue Update bringt nun deutliche Verbesserungen: Stems lassen sich präziser aus Songs extrahieren. Dafür gibt es einen neuen Modus, der langsamer, aber dafür sorgfältiger Lieder analysiert.

Viele Highlights bei „Rekordbox 7“: Das neue Update bietet nicht nur ein modernisiertes Interface und verbesserte Stems-Qualität.

Ein weiteres Highlight ist der Groove Circuit, ein Feature des „DDJ-GRV6“, das nun auch in die Software integriert wurde. Diese Funktion erlaubt es, die Drums eines Songs auszutauschen, während Melodie und Vocals erhalten bleiben. DJs können mit den Beats experimentieren und aus mehreren vorgefertigten Kits oder selbst aus vorhandenen Tracks extrahierten Drums wählen. Diese Samples lassen sich dann in der lokalen Musikbibliothek speichern. So kann jeder DJ einfach eine Sammlung von passenden Drum-Samples aufbauen.

Ebenfalls wurde die Musikbibliothek insgesamt überarbeitet. Das neue Design orientiert sich am Look des „CDJ-3000“. Besonders interessant ist jedoch die verbesserte Integration von Streamingdiensten. Nutzer, die Beatport, Beatsource, Tidal oder SoundCloud mit Rekordbox verbinden, können nun direkt im gesamten Musikarchiv dieser Plattformen suchen. Beispielsweise haben Beatport-Nutzer Zugriff auf die Top 100, kuratierte Playlists und können sich durch Künstler- und Labelprofile klicken, um Songs direkt in der Software abzuspielen. Damit wird das digitale Stöbern in Musik ähnlich intuitiv wie das klassische Crate-Digging im Plattenladen.

Um die Suche in den riesigen Streaming-Archiven zu erleichtern, wurden die Funktionen Streaming Radar und Collection Radar eingeführt. Diese analysieren den aktuell laufenden Titel und schlagen passende Tracks vor – entweder aus der eigenen Sammlung (Collection Radar) oder aus dem Streamingangebot (Streaming Radar).

Ein weiteres nützliches Feature ist das Playlist Sharing. DJ-Duos können nun unabhängig voneinander auf eine gemeinsame Playlist zugreifen, Songs hinzufügen oder entfernen. Allerdings lassen sich Titel nur abspielen, wenn beide DJs dieselben Streamingdienste nutzen oder die Tracks lokal gespeichert sind. Ein Austausch ist über die gemeinsame Playlist nicht möglich.
Damit die Arbeit mit neuen Songs noch einfacher wird, kann Rekordbox nun automatisch Cue-Punkte setzen. Die Software analysiert die bevorzugten Cue-Setzungen eines DJs und verwendet dieses Wissen, um Cues bei neuen Tracks intelligent zu platzieren. Falls ein DJ beispielsweise stets einen Cue-Punkt am Anfang eines Breaks setzt, übernimmt die Software dies künftig automatisch.

Neben den neuen Features bietet „Rekordbox 7“ auch einige Performance-Verbesserungen unter der Haube. Die Software läuft stabiler, bietet eine höhere Kompatibilität mit Hardware und hat ein frisches, modernes Design erhalten. AlphaTheta hat also viel dafür getan, den Zugriff auf neue Musik zu vereinfachen und die Arbeit mit Rekordbox insgesamt zu verbessern.

Der Fundus an Musik bei Streaminganbietern ist schier unendlich: „Rekordbox 7“ macht das Auswählen geeigneter Tracks nun viel einfacher.
Text: Philipp Steffens

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