Schnitzel mit Pommes und Schlager: „Schlager Cafe“, Düsseldorf

Millionen Menschen lieben Schlager. Seit ein paar Wochen haben sie mitten in der Düsseldorfer Altstadt ein Zuhause gefunden. Das neue „Schlager Cafe“ vereint mit einem neuen Gastro- und Eventkonzept Restaurant und Bar mit Schlagermusik und Show. Auch eine Tanzfläche und ein separater Eventsaal gehören dazu. disco-magazin hat sich das ungewöhnliche Objekt angeschaut.

Die Gesichter der Menschen, die das „Schlager Cafe“ im Düsseldorfer Schlösser Quartier betreten, sprechen Bände. Sie strahlen beim Blick auf das bunte Interieur, auf die samtbezogenen Wandelemente, die riesige 3D-LED-Gitarre, das Zirkuszelt über den Tischen, den 70er-Jahre-Retro-Style und die vielen Schaukästen, die es unmöglich machen, am eigenen Tisch festzukleben und zu einem emotionalen Rundgang einladen.

Caps, Shirts und Hoodies: Im Shop werden die Gäste bereitwillig zum Werbeträger – links das natürlich unverkäufliche rote Bühnenkleid von Maite Kelly.

Da löst der echte Diamond Award von Helene Fischer ehrfürchtiges Nicken aus, ebenso die Gitarre und der Schottenrock der Kölner Band Brings und die unzähligen Gold- und Platinplatten an den Wänden. Das berühmte rote Bühnenkleid scheint gerade noch Maite Kelly beherbergt zu haben, Outfits von Ross Anthony, Olaf der Flipper, Marianne Rosenberg und zahlreichen anderen großen Namen des Business wechseln einander ab. Die Lederjacke von Howard Carpendale erhält besonders viel Aufmerksamkeit im kurzweiligen Gastro-Museum des deutschen Schlagers, das die vielleicht größte Sammlung originaler Schlager-Devotionalien bietet. Mittendrin hängt die gigantische Discokugel mit 1,5 Meter Durchmesser – eine größere wurde von den Behörden nicht genehmigt.

Am Eröffnungsabend im April waren einige der Stars persönlich vor Ort. Maite Kelly, Ross Anthony, Jürgen Milski und Jay Khan gaben sich und ihrem neuen Schlager-Eldorado die Ehre und kommen wohl auch wieder. Schrill, ehrlich und mitreißend zieht die Location nicht nur echte Fans in ihren Bann. Der Altersdurchschnitt soll bei etwas 35 bis 40 Jahren plus liegen, aber auch junge Gäste finden sich seit dem Opening immer mehr.

Wenn um 17 Uhr (außer montags) die Tür an der Ratinger Straße öffnet, steht für die kommenden Stunden der Restaurant-Charakter im Vordergrund. Ein hungriger Magen trinkt und feiert nicht gern. Die Karte ist breit aufgestellt, zu den Highlight zählen etwa ein erstaunlicher Garnelen Cocktail, das knusprige Champignon Schnitzel und ein dreifacher Hawaii Toast zum Sattwerden – serviert auf Tellern, die Goldenen Schallplatten nachempfunden sind. Dazu ein Sarti Spritz – beim Besuch von disco-magazin deutlich der Hit im Glas – und im Hintergrund ein bekannter Schlagersong nach dem anderen. Am Nebentisch wird schon mitgeträllert, auf der anderen Seite des zweigeteilten Raums mit großer Theke als trennendem Element schunkeln fünf ältere Damen, und die zweifelnde Frage der erkennbar blondierten Mittfünfzigerin beim Blick auf den Schaukasten über ihr – „Wer ist denn Gaby Baginsky? – bleibt einfach unbeantwortet.

Groß und ergonomisch: Im zentralen Thekenbereich sieht man auch gut die beiden Computerschankanlagen von Dirmeier.

Gegen halb zehn Uhr abends ändert sich die Atmosphäre, das Restaurant wird zum Tanzcafe. Die Musik wird lauter, das Licht gedimmt. DJ Ralf, einer der vier Residents, blickt von seiner hochgelegenen Kanzel aus auf die ersten Tanzenden, die noch den gesamten Floor mit kräftigen Hüftschwüngen und wilden Discofoxeinlagen für sich alleine zur Verfügung haben. Eine halbe Stunde später wird es enger auf der Tanzfläche. Party pur, immer Schlager. Um zwei Uhr nachts ist Schluss. Männer haben bis dahin vor allem Bier getrunken, die Damen die Spritz-Vorräte im Lager verringert. Havana-Cola und Gin-Tonic laufen ebenfalls gut. Die Getränke werden fast ausnahmslos an der Schankanlage von Dirmeier Schanktechnik aus Nabburg gezapft.

Das Konzept hat Franz Leibinger, ehemaliger Schlagersänger und inzwischen Produzent der meisten Musikvideos im Schlagersektor, schon seit Jahren im Kopf gehabt und nun gemeinsam mit der Concept Family Franchise AG verwirklicht. Das Unternehmen steht hinter Erfolgskonzepten wie Wilma Wunder, Besitos, Aposto, Dean & David, Pommesfreunde, Burgerheart und vielen anderen und schlägt mit dem „Schlager Cafe“ nun ein ganz anderes Kapitel auf. Erlebnisgastronomie im wahrsten Sinne des Wortes, die im Franchise auch anderswo für Furore sorgen soll – und wer weiß, vielleicht auch Discobetreibern, die nach Alternativen zum bisherigen Business suchen, zu neuem Glück verhelfen könnte. „Wir schaffen hier einen Ort, der weit mehr ist als ein Restaurant. Es ist ein Treffpunkt für Generationen, für Fans und Neugierige – mit Liebe zum Detail, einem hochmotivierten Team und ganz viel Musik im Herzen. Wir sind stolz, diesen besonderen Ort gemeinsam mit so vielen engagierten Partnern zum Leben zu erwecken“, hatte Dennis Müller, Vorstand der Concept Family Franchise AG, bei der Eröffnung erklärt. Für die Umsetzung des Konzepts zeichnet Superstudio21 von Hubert Sterzinger und Mirco Cavallo aus Köln verantwortlich.

Je später der Abend: Von etwa 22 Uhr bis 2 Uhr nachts elektrisiert die Schlagerparty die Gäste.

Franz Leibinger strahlt beim Treffen mit disco-magazin und versprüht dabei Glücksgefühle, die mitreißen. „Die Leute haben hier eine gute Zeit, eine heile Welt“, sprudelt es aus ihm heraus, „das ist Schlager. Wir meinen das ernst.“ Der 48-jährige Schwabe sieht das „Schlager Cafe“ in der Tradition der Hard Rock Cafes, die ebenfalls verschiedene Gastrokonzepte vereinen. Auch der Shop mit gebrandeten Souvenirs fehlt in Düsseldorf nicht. „Ich weiß, wie die Schlagerleute ticken – als Künstler, als Fans, als Schlagervideo-Produzent habe ich alles durchlebt“, erzählt er, „mir ist wichtig, für diese Leute, die nach außen hin oft belächelt werden, ein Mekka zu schaffen.“ Das ist ihm gelungen.
Geschäftsführer vor Ort ist mit Thorsten Jablonka ein Profi, der gerade sein 30-jähriges Gastro-Jubiläum feiert. Der gebürtige Bayreuther war nach Stationen in seiner Heimatstadt und in Karlsruhe 2018 nach Düsseldorf gekommen, wo er auch heute noch als Chef in der Erlebnisgastro „Wilma Wunder“ tätig ist. „Wir wissen, wo die Reise hingeht, wir wissen, was wir steuern können“, sagt Jablonka, „die Herausforderung ist, die Geduld zu haben, dass die Leute verstehen, dass wir auch ein Restaurant sind.“

Viel Herzblut: Geschäftsführer Thorsten Jablonka (l.) und Mastermind Franz Leibinger (r.) sind Mitte April mit dem neuen Franchisekonzept gestartet.

Sechs Tage die Woche hat das „Schlager Cafe“ geöffnet, nur montags bleiben die Türen zu. Dienstags findet ein Schlagerquiz statt, mittwochs Bingo, donnerstags Schlager-Karaoke, wobei die Sänger als Bühne die DJ-Kanzel nutzen dürfen. Am Wochenende steht die Party im Vordergrund, der Sonntag hat kein Motto. Vor allem später am Abend ist der Betriebs bislang gut besucht. Über 30 Mitarbeiter sorgen für Service und Gastfreundschaft.

Der Stimmungsmacher: DJ Ralf spielt als einer der Residents Schlager in all seinen Facetten.

Zwei Jahre lang hatte das große Ecklokal leergestanden, bis ihm endlich neues Leben eingehaucht wurde. Die gesamte Fläche erreicht rund 2.000 qm, wobei dem angeschlossenen, mit mobilen Trennwänden zum Cafe hin ausgestatteten Henkel-Saal mit eigenem Eingang, den der neue Betreiber für Künstler-Auftritte, Events, Abipartys und Firmenfeiern nutzt, rund 550 qm zukommen. Sowohl das Cafe als auch der Saal wurden aufwändig renoviert und mit moderner Technik ausgestattet. Für Franz Leibinger ist das „Schlager Cafe“ ein Herzensprojekt mit viel Liebe zum Detail: „Wer einmal da war, geht mit einem Lächeln und einem Ohrwurm wieder nach Hause.“

Impressionen:

Text: Klaus Niester

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